Gnadenhof Düngstrup Ein Leben unter Vierbeinern

Im Wildeshauser Ortsteil Düngstrup betreiben Eva-Maria Liersch und Bella Kaczorek eine Hundepension. Daneben hilft der Verein „Stay forever“ in Not geratenen Vierbeinern.

Von Tobias Hensel

Eva-Maria Liersch und Bella Kaczoreck (von links) inmitten einiger ihrer 22 haarigen Mitbewohner.

Foto Ingo Möllers

Eva-Maria Liersch und Bella Kaczoreck (von links) inmitten einiger ihrer 22 haarigen Mitbewohner.

Wenn Eva-Maria Liersch am Telefon von ihren Hunden berichtet, dann merkt man allein an ihrer Stimme, mit wie viel Leidenschaft Hundepension und Gnadenhof von ihr und ihrer Partnerin Bella Kaczorek geführt werden. Liersch und Kaczorek kauften vor fünf Jahren einen Resthof in Düngstrup bei Wildeshausen, auf dem sie heute mit Lierschs 24-jähriger Tochter und dem mittlerweile 89-jährigen Vorbesitzer des Hofs mit 22 Hunden auf rund zwei Hektar Land leben.

Angefangen hatte alles im Tierschutz, wo sich Liersch und Kaczorek kennenlernten. Den Traum einer eigenen Hundepension- und Tagesstätte (HuTa) hatte Kaczorek schon länger, mit dem Kauf des Hofes wurde er Wirklichkeit. Doch in Zeiten der Corona-Pandemie laufen die Geschäfte schlecht: „Wir haben 90 Prozent weniger Einnahmen als vor der Corona-Krise“, sagt Liersch. „Es begann mit der Stornierung der Osterferien, jetzt kommen die Sommerferien noch hinzu. Und dadurch, dass so viele Menschen im Homeoffice sind, gibt es auch generell eine viel geringere Nachfrage. Sonst haben wir rund zwölf Hunde täglich zu Gast. Jetzt sind es nur noch vier bis fünf“, schildert Liersch die Situation.

Eigentlich sollten nun die von Bundes- und Landesregierung zugesagten Soforthilfen für Entlastung sorgen, aber diese lassen noch auf sich warten. „Wir haben gleich im März einen Antrag gestellt, aber bis heute haben wir nichts gehört. Man soll ja nicht nachfragen, also müssen wir hoffen, dass unser Antrag bald bearbeitet wird“, sagt Liersch. Doch immerhin weiß sie die Zeit auf dem weitläufigen Areal am Südrand des Landkreises gut zu nutzen. „Wir haben hier immer etwas zu tun, ich konnte zum Beispiel endlich unseren Gemüsegarten fertigstellen.“ Doch die Vorteile, die ein großes Anwesen in Zeiten häuslicher Quarantäne mit sich bringt, schlagen dann in Nachteile um, wenn man Hilfe braucht: „Wir haben ein paar größere Projekte, ein Dach muss zum Beispiel neu eingedeckt werden, aber Besuch dürfen wir im Moment ja keinen empfangen“, erklärt Liersch weiter.

Neben der Hundepension „Bella for Dogs“ gibt es seit Dezember 2016 noch den Verein „Stay forever“. Und die Vereinsmitglieder würden gern mit anpacken, würden es die Regeln bloß zulassen. „Wir haben ein eigenes Stammrudel von 15 Hunden, und dazu kommen über den Verein noch mal sieben Hunde“, sagt Liersch. Der Verein wurde gegründet, weil das Rudel langsam zu groß wurde. Mit den Beiträgen der Vereinsmitglieder sowie durch Spenden und Patenschaften können Futter und Tierarztbesuche bezahlt werden, doch darüber hinaus nutzt der Verein das Gelände kostenfrei.

Nur einer der 22 auf dem Hof lebenden Hunde ist bewusst von einem Züchter gekauft worden. Die anderen Hunde sind alle über den Tierschutz auf den Hof gelangt. Ob aufgrund von Scheidung oder Tod des Hundehalters, die Vielzahl persönlicher Schicksalsschläge macht auch vor den Hunden nicht halt, die dann niemanden haben, der sich ihrer annimmt. „Wir schauen immer, ob der Hund zu uns und den anderen Hunden passt“, sagt Liersch und betont, dass der Gnadenhof auch der letzte Lebensort für die Tiere sein soll: So verzichte man auch auf Vermittlungen. Das schließt junge Hunde dann weitgehend aus. Außerdem passen auch nicht alle Hunderassen zueinander. „Herdenschutzhunde haben ein ganz anderes Sozialverhalten, die würden sich bei uns nicht wohlfühlen“, nennt Liersch ein Beispiel. Doch Liersch und Kaczorek verfügen über ein weites Netzwerk. Für Herdenschutzhunde gebe es etwa Spezialisten in Fürstenau, für Hunde mit Verhaltensauffälligkeiten den Verein Höllenhunde in Bispingen. „Und auch zum Tierheim in Bergedorf haben wir einen sehr guten Kontakt“, betont Liersch.

So lebt auf dem Hof eine bunte Mischung vom Pudel über Dackel, Terrier und Mops bis zum Dobermann. Andere Tiere gibt es auf dem Hof nicht, das wäre mit dem Ziel, dass sich die Hunde völlig frei bewegen können, nicht vereinbar. Allerdings hat der Nabu den Hof als besonders schwalbenfreundlich ausgezeichnet. „Unseren Namen ‚Stay forever‘ meinen wir auch so“, erklärt Liersch. Und wenn ein Hund stirbt, dann wird er kremiert und die Asche anschließend im hofeigenen Wäldchen verstreut.